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sogleich zu naschen anfing. "Sehn Sie, welch ein Kind dieser junge Mensch ist!" rief sie
aus, "er wird Sie ueberreden wollen, dass ich eine grosse Freundin von solchen
Naeschereien sei, und er ist's, der nicht leben kann, ohne irgend etwas Leckeres zu
geniessen."
"Lassen Sie uns nur gestehn", versetzte Laertes, "dass wir hierin, wie in mehrerem,
einander gern Gesellschaft leisten. Zum Beispiel", sagte er, "es ist heute ein sehr
schoener Tag; ich daechte, wir fuehren spazieren und naehmen unser Mittagsmahl auf
der Muehle."--"Recht gern", sagte Philine, "wir muessen unserm neuen Bekannten eine
kleine Veraenderung machen." Laertes sprang fort, denn er ging niemals, und Wilhelm
wollte einen Augenblick nach Hause, um seine Haare, die von der Reise noch
verworren aussahen, in Ordnung bringen zu lassen. "Das koennen Sie hier!" sagte sie,
rief ihren kleinen Diener, noetigte Wilhelmen auf die artigste Weise, seinen Rock
auszuziehen, ihren Pudermantel anzulegen und sich in ihrer Gegenwart frisieren zu
lassen. "Man muss ja keine Zeit versaeumen", sagte sie; "man weiss nicht, wie lange
man beisammen bleibt."
Der Knabe, mehr trotzig und unwillig als ungeschickt, benahm sich nicht zum besten,
raufte Wilhelmen und schien so bald nicht fertig werden zu wollen. Philine verwies ihm
einigemal seine Unart, stiess ihn endlich ungeduldig hinweg und jagte ihn zur Tuere
hinaus. Nun uebernahm sie selbst die Bemuehung und kraeuselte die Haare unsers
Freundes mit grosser Leichtigkeit und Zierlichkeit, ob sie gleich auch nicht zu eilen
schien und bald dieses, bald jenes an ihrer Arbeit auszusetzen hatte, indem sie nicht
vermeiden konnte, mit ihren Knien die seinigen zu beruehren und Strauss und Busen so
nahe an seine Lippen zu bringen, dass er mehr als einmal in Versuchung gesetzt ward,
einen Kuss darauf zu druecken.
Als Wilhelm mit einem kleinen Pudermesser seine Stirne gereinigt hatte, sagte sie zu
ihm: "Stecken Sie es ein, und gedenken Sie meiner dabei." Es war ein artiges Messer;
der Griff von eingelegtem Stahl zeigte die freundlichen Worte: "Gedenkt mein". Wilhelm
steckte es zu sich, dankte ihr und bat um die Erlaubnis, ihr ein kleines Gegengeschenk
machen zu duerfen.
Nun war man fertig geworden. Laertes hatte die Kutsche gebracht, und nun begann
eine sehr lustige Fahrt. Philine warf jedem Armen, der sie anbettelte, etwas zum
Schlage hinaus, indem sie ihm zugleich ein munteres und freundliches Wort zurief.
Sie waren kaum auf der Muehle angekommen und hatten ein Essen bestellt, als eine
Musik vor dem Hause sich hoeren liess. Es waren Bergleute, die zu Zither und Triangel
mit lebhaften und grellen Stimmen verschiedene artige Lieder vortrugen. Es dauerte
nicht lange, so hatte eine herbeistroemende Menge einen Kreis um sie geschlossen,
und die Gesellschaft nickte ihnen ihren Beifall aus den Fenstern zu. Als sie diese
Aufmerksamkeit gesehen, erweiterten sie ihren Kreis und schienen sich zu ihrem
wichtigsten Stueckchen vorzubereiten. Nach einer Pause trat ein Bergmann mit einer
Hacke hervor und stellte, indes die andern eine ernsthafte Melodie spielten, die
Handlung des Schuerfens vor.
Es waehrte nicht lange, so trat ein Bauer aus der Menge und gab jenem pantomimisch
drohend zu verstehen, dass er sich von hier hinwegbegeben solle. Die Gesellschaft war
darueber verwundert und erkannte erst den in einen Bauer verkleideten Bergmann, als
er den Mund auftat und in einer Art von Rezitativ den andern schalt, dass er wage, auf
seinem Acker zu hantieren. Jener kam nicht aus der Fassung, sondern fing an, den
Landmann zu belehren, dass er recht habe, hier einzuschlagen, und gab ihm dabei die
ersten Begriffe vom Bergbau. Der Bauer, der die fremde Terminologie nicht verstand,
tat allerlei alberne Fragen, worueber die Zuschauer, die sich klueger fuehlten, ein
herzliches Gelaechter aufschlugen. Der Bergmann suchte ihn zu berichten und bewies
ihm den Vorteil, der zuletzt auch auf ihn fliesse, wenn die unterirdischen Schaetze des
Landes herausgewuehlt wuerden. Der Bauer, der jenem zuerst mit Schlaegen gedroht
hatte, liess sich nach und nach besaenftigen, und sie schieden als gute Freunde
voneinander; besonders aber zog sich der Bergmann auf die honorabelste Art aus
diesem Streite.
"Wir haben", sagte Wilhelm bei Tische, "an diesem kleinen Dialog das lebhafteste
Beispiel, wie nuetzlich allen Staenden das Theater sein koennte, wie vielen Vorteil der
Staat selbst daraus ziehen muesste, wenn man die Handlungen, Gewerbe und
Unternehmungen der Menschen von ihrer guten, lobenswuerdigen Seite und in dem
Gesichtspunkte auf das Theater braechte, aus welchem sie der Staat selbst ehren und
schuetzen muss. Jetzt stellen wir nur die laecherliche Seite der Menschen dar; der
Lustspieldichter ist gleichsam nur ein haemischer Kontrolleur, der auf die Fehler seiner
Mitbuerger ueberall ein wachsames Auge hat und froh zu sein scheint, wenn er ihnen
eins anhaengen kann. Sollte es nicht eine angenehme und wuerdige Arbeit fuer einen [ Pobierz całość w formacie PDF ]

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